Die
Geschichte vom Bauern Johann
Oder wie man
ihn in Afrika nannte:
dem Farmer
John.
Und die
Geschichte von ihm, die geht so:
Farmer
John war ein Großgrundbesitzer.
Das
heißt: Ihm gehörte viel Land, sehr viel Land,
sehr
viel mehr als er von seiner Farm aus überblicken konnte.
Auf
der einen Hälfte züchtete er Getreide.
Auf
der anderen Hälfte baute er Bananen an.
Oder
besser gesagt: Er ließ anbauen
von
den Nachkommen jener,
denen
früher einmal das Land gehört hatte.
Denn
die hatten keine andere Wahl.
Die
hatten nur Hunger
und
Farmer John das Geld.
Darum
mussten sie für ihn arbeiten,
ob
sie wollten oder nicht,
für
einen kleinen Lohn,
der
gerade so zum Leben reicht.
Doch
Farmer John kümmerte das wenig.
Er sprach:
Ein
jeder sehe, wo er bleibt.
Was kümmert mich des andren
Leid!
Für mich zählt einzig der
Gewinn,
und was nicht zählt, macht
keinen Sinn.
Drum nehm ich, was ich
kriegen kann,
und
fang bei meinen Bauern an.
Den
Urlaub hab ich abgeschafft.
Wer faul ist, kommt in
Einzelhaft.
Und
auch der Sonntag ist tabu,
die Nacht muss reichen für
die Ruh.
So
fließt viel Geld in meine Hand
und ich kauf neues
Ackerland.
Gesagt – getan!
Farmer John knechtete
seine Bauern nach Strich und Faden.
Und sobald er wieder
genug Geld beisammen hatte,
kaufte er neues Land
dazu, um noch mehr Getreide
und noch mehr Bananen anzubauen.
Doch mit dem Landkauf
allein war es nicht getan.
Die Früchte mussten ja
auch irgendwo gelagert
und dann auch vertrieben
werden.
Farmer John sprach:
Das Land ist groß, das Lager klein.
Da
passt die Ernte nicht mehr rein.
Ne
Riesenscheune muss jetzt her
und
Straßen für den Lastverkehr.
Und
auch ein Lager für Bananen,
um
dann so richtig abzusahnen.
Und so baute Farmer John
eine Scheune,
eine Autobahn mit
Zubringer
und dazu noch eine
gewaltige Lagerhalle.
Oder besser gesagt: Er
ließ sie bauen
von seinen Arbeitern –
in Rekordzeit,
in einer einzigen Woche
den Sonntag wie immer
mitgerechnet.
Farmer John war stolz
auf sich.
Er sprach:
Schaut
her, was ich aus mir gemacht.
Ich hab´s zum reichsten
Mann gebracht!
Jetzt
rollt der Rubel – welch ein Segen!
und
ich kann mich zur Ruhe legen.
Und so streckte Farmer
John alle Viere von sich
und
schlief mit einem zufriedenen Lächeln ein.
Und
da geschah es:
Während er so zufrieden schlief,
hörte
er im Traum eine Stimme;
eine
Stimme, die seinen Namen rief.
Und
Farmer John wusste sofort: das war Gott.
Der
Höchste selbst hatte es sich nicht nehmen lassen,
ihm
einen nächtlichen Besuch abzustatten.
Und
da ließ es sich natürlich auch Farmer John nicht nehmen,
Gott im Traum all jene
Dinge zu zeigen,
die
ihm so sehr am Herzen lagen:
seine
Riesen-Bananplantagen,
seine
meilenweiten Kornfelder,
seine
Prunkvilla aus weißem Marmor,
seine
Riesenscheune und die gewaltige Lagerhalle
nebst
Autobahn mit Zubringer.
Doch
zu seiner Überraschung zeigte Gott wenig Begeisterung.
Ganz
im Gegenteil!
Gott
sprach:
und
es zum reichsten Mann gebracht.
Die schönste Farm im Land ist Dein.
Die Scheune könnt nicht größer sein.
Doch all die Menschen, die Dir anvertraut,
was hast Du denn für die gebaut?
Wo ist die Schule für die Kinder?
Ein Krankenhaus fehlt mir nicht minder.
Und wo die Kirche für den Gottesdienst?
–
Wie? … den Sonntag abgeschafft? –
Ja, ich glaub, Du spinnst!
Denk doch mal nach, Du dummer Mann,
was fängst Du mit dem Reichtum an?
wenn
Deine Zeit gekommen ist
und
Du zuletzt gestorben bist?
Kein
Mensch wird Dich auf Erd vermissen.
Was
Du erreicht, will niemand wissen.
Denn
eins ist wahr, ganz sicherlich,
am
Besten lebt sich´s ohne Dich.
Und zwar auf Erden wie im Himmel.
Umsonst Dein Himmelstorgebimmel.
Für Dich ist auch bei mir nichts frei.
Mit Dir? auf ewig? – Welch Quälerei!
Drum, lieber Johnny, schlaf gut aus,
und geh dann auf die Felder raus.
Schau Deinen Bauern ins Gesicht.
Und wehe Dir, Du spürst sie nicht!
Die
Liebe, die ich dir geschenkt,
an
der das ganze Leben hängt.
Ich
hoff´ für Dich, Du findest sie,
ansonsten
sehen wir uns nie.
(D. Rafflewski)
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