Dienstag, 24. Oktober 2023

Weihnachtsmusical 2023: Stur wie Sturgis


Es ist so weit: In diesem Jahr laden wir nach 20 Jahren zum letzten Mal zu einem Weihnachtsmusical in unsere Kirche ein. Klar, dass wir für diesen Abschied ein ganz besonderes Stück aus der eigenen Musicalschmiede auspacken, in das wir noch einmal alles reinlegen. Es trägt den Titel „Stur wie Sturgis“ und ist die Neuauflage eines Stückes, das wir unter dem Titel „Macht hoch die Tür“ 2018 erstmals aufgeführt haben. Für das Musical-Finale haben wir noch einmal Lieder überarbeitet, ergänzt und hier und da an den Texten gefeilt.

Hintergrund von „Stur wie Sturgis“ ist die Entstehungsgeschichte des Advent-Klassikers „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“: Weil er das Elend vor seiner Nase nicht mehr sehen wollte, erwarb ein Königsberger Geschäftsmann mit Namen „Sturgis“ das Wiesengrundstück vor seinem Herrenhaus und verbaute den Weg, der vom benachbarten Armenhaus über das Grundstück in Stadt und Kirche führte. Stadtväter und Bürger protestierten. Doch Sturgis kümmerte das einen Dreck. So nahmen die Bewohner des Armenhauses die Angelegenheit selbst in die Hand und zogen zusammen mit dem Königsberger Pfarrer Georg Weissel am 4. Advent 1623 vor das Anwesen von Sturgis. Und da geschah das „Wunder“: Als die Menschen das von Georg Weissel frisch geschriebene Lied „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ anstimmten, brachen bei Sturgis alle Dämme. Erst stand er wie angewurzelt, dann öffnete er Herz und Grundstück und stellte nie mehr den Durchgang in Frage.

Das Musical ist humorvoll, besinnlich, stellenweise aber auch bissig und besticht durch seine traurige Aktualität angesichts des Auflebens rechtspopulistischer Kräfte in Europa und Amerika, die ihr Heil wie Sturgis in der Abgrenzung zum Schutz der eigenen „Größe“ („Sturgis first“) suchen.

 

Für besondere Hingucker sorgen die aufwendigen Bühnenbilder, die sich derzeit in „Restauration“ befinden. In tagelanger Arbeit hatten Mitgliedern des Musicalteams Kartonflächen von über 40 m2 u.a. mit Motiven aus dem historischen Königsberg bemalt (Foto). Nach der Aufführung 2018 wurden diese im Schuppen hinter der Kirche eingelagert – nichtsahnend, dass da bereits eine Mäusefamilie zuhause war. Und die bewies leider wenig Kunstsinn: Zwischen „Waisenhaus“ und „Auwald“ errichteten sie ihr Nest, knabberten munter am Turm des Königsberger Schlosses und hinterließen allenthalben die Spuren ihrer Notdurft. Das Sichten und Ausräumen der Bühnenbilder im Sommer dieses Jahres war nur mit Atemschutz möglich. Aber immerhin: Die Bilder müssen nicht entsorgt werden. Mit etwas Mühe und Geschick sollten sich die Schäden beheben lassen.

Die Aufführungstermine des Musicals, für das seit Oktober bereits eifrig geprobt wird, sind:

Sa., 23.12.2023, 17,00 Uhr

So., 24.12.2023, 15.30 Uhr

in der Evangelische Kirche Heddesheim

Musical-Team und Kinder freuen sich auf Ihren Besuch zum letzten Weihnachtsmusical nach 20 prallen, bunten Jahren!

Donnerstag, 5. Oktober 2023

"Warum tretet Ihr mich mit Füßen?" - Der Kirchenbär nimmt Stellung zum jüngsten Entführungsfall










Erneut ist Kirchenbär, Friedolin, zum Opfer einer Entführung geworden, die ihm schwer zugesetzt hat. Nur knapp konnte er überleben. Mit dem nachfolgenden Schreiben berichtet er, was passiert ist, und erklärt, warum er sich bei geöffneter Kirche nicht mehr in die Bänke traut:


„Obwohl ich ein Bär bin, fühlte ich mich in der offenen Kirche lange Zeit pudelwohl. Ich liebte die Kinder, die zum Streicheln kamen und mit mir gekuschelt haben. Auch für die vielen Selfies, die Besucherinnen und Besucher mit mir gemacht haben, stand ich gerne zur Verfügung. Es war ein gutes Gefühl, so vielen Menschen eine Freude zu bereiten.

Leider gibt es nur welche, die genau das nicht mögen, und keine Rücksicht auf die Gefühle anderer kennen: Am Dienstag, den 3. Oktober 2023, bin ich zum wiederholten Mal unsanft aus der Kirche geschleift und auf den Schulhof der Hans-Thoma-Grundschule geworfen worden. Als der Regen kam, suchten meine Entführer das Trockene, ließen mich aber liegen – obwohl ich keinen Regen vertrage. Der geht bei mir nämlich „durch und durch“. Zum Glück wurde ich von einem netten Ehepaar gefunden, das mich unter das Vordach der Schule setzte und per Mail Pfr. Rafflewski informierte. Der kam noch vor Schulbeginn am nächsten Morgen und trug mich erst einmal in die Sakristei. Hier war ich in Sicherheit. Später kam Pfrin. Stoellger und brachte mich zur Reha in das benachbarte Pfarrhaus, wo ich auf der sonnigen Terrasse (Foto) austrocknen konnte.

Aber wie geht´s weiter? – Unser Pfarrteam hat mir zwar versichert, dass rücksichtlose Menschen in der Kirche nicht willkommen sind und meine Entführer ein Hausverbot erhalten, sobald sie bekannt sind. Aber bislang sind leider keine sachdienlichen Hinweise zur Tat im Pfarramt eingegangen. Schade. Ich würde sie gerne einmal fragen, warum sie mich mit Füßen treten, und was es ihnen bringt, anderen Kindern die Freude an mir zu nehmen. 
In die offene Kirche traue ich mich jedenfalls nicht mehr. Vielleicht finde ich einen Platz auf der Empore? Die ist abgeschlossen. Kuscheln kann dann niemand mehr mit mir. Aber wenigstens könnten wir uns zuwinken. Oder ich ziehe mich wieder ins Gemeindehaus zurück. Durch die großen Scheiben im Saal sehen mich die Kinder auf dem Schulweg, und wir können uns auf Augenhöhe begegnen. Hm … was ist besser? Da muss ich mal in Ruhe drüber nachdenken. In der Reha habe ich dafür ja ausreichend Zeit.

Liebe Grüße, Eurer Friedolin.“