Das Jahr 2011 ist von der Evangelischen
Kirche Deutschland (EKD) zum „Jahr der Taufe“ erklärt worden. Diesem Rechnung
zu tragen, haben viele Kirchengemeinden besondere Veranstaltungen geplant und
durchgeführt. Einmalig jedoch dürfte das Projekt sein, das unsere Gemeinde in
Kooperation mit den Grundschulen auf die Beine gestellt hat: Die Gestaltung
eines eigenen Taufsteins. Am 10. Juli 2011, dem EKD-Tauftag, wurde er im Rahmen
eines ökumenischen Gottesdienstes auf dem Dorfplatt „eingeweiht“.
Die Idee: Zunächst erschien es als ein unglückliches
Zusammentreffen, dass der landesweit ausgerufene Tauftag der evangelischen
Kirche genau auf den Sonntag fiel, an dem das diesjährige Dorfplatzfest mit
einem ökumenischen Gottesdienst enden sollte. Andererseits barg die
Überschneidung die Chance, das Thema „Taufe“ wortwörtlich in die Mitte der Gemeinde
zu rücken, zumal die katholische Pfarrgemeinde keine Einwände gegen die
Integration einer evangelischen Tauffeier hatte. Aber wie und wo konkret sollte
auf dem Dorfplatz getauft werden? Mit Hilfe einer einfachen Wasserschüssel? In
der Springbrunnenanlage?
Die
Lösung: Ein transportabler Taufstein – gestaltet von und mit Grundschulkindern.
Damit war es nicht nur möglich, das Thema „Taufe“ an die Schulen zu holen,
sondern auch auf didaktisch wertvolle Weise Theorie und Praxis miteinander zu
verknüpfen. Und dass Kinder die wahren Künstler sind, hatte ja bereits die
Gestaltung unserer neuen Taufglocke im letzten Jahr bewiesen.
Blick in die Garage des "Schreiners" Bruno Rafflewski. Rechts ist der Taufstein im "Rohbau" zu sehen. |
Der Projektverlauf: Nach Absprachen mit den Schulen, der Bildung eines
Projektteams und Festlegung der beteiligten Klassen, galt es zunächst einmal,
die Kinder im evang. Religionsunterrichts mit der Bedeutung der Taufe
vertraut zu machen. Im Rahmen einer Kirchenbegehung erklärten Pfarrer bzw.
Lehrvikar den Ablauf einer Tauffeier.
Anschließend
widmete sich jede Klasse einem bestimmten Aspekt der Taufe, zu dem die Kinder
bunte Zeichnungen malten. Aus diesen wurden schließlich 20 Bilder für den Taufstein gewählt. Damit war die erste Phase an den Schulen beendet.
Die bemalten Reliefplatten in der "Schreinerwerkstatt" unmittelbar vor der Anbringung auf dem Taufstein. |
Für
die zweite Phase wurde eine Projektgruppe aus freiwilligen Schülerinnen und
Schülern gebildet, die sich zwei Mal traf: Das erste Mal in der Keplerschule,
um die Zeichnungen auf Holzplatten zu übertragen. Das zweite Mal in der
„Teestub“ im Kindergarten Werderstraße, um die zwischenzeitlich dreidimensional
als Reliefs ausgearbeiteten Holzplatten mit Dispersionsfarben zu bemalen. Den
Rest der Arbeit (Anbringung der Holzplatten und Lackierung) erledigte der
„Schreiner“, Bruno Rafflewski, der den Taufstein entworfen und gezimmert hatte.
Bericht im Mannheimer Morgen, 4. Juli 2011 |
Der Taufstein: Der achteckige Holztaufstein besteht aus einer
umlaufenden Bodenleiste und einer Kopfleiste sowie einem schmaleren
„Halsstück“. Die acht Bilder auf der Bodenleiste zeigen in chronologischer
Reihenfolge jeweils vier Bilder zu Erzählungen aus dem Alten Testament und vier
Bilder zu Erzählungen aus dem Neuen Testament, die allesamt mit Wasser zu tun
haben (Arche Noah, Mose im Weidenkorb, Schilfmeerdurchzug, Jona wird vom Fisch
verschluckt, die Taufe Jesu, Sturmstillung, der sinkende Petrus, der wunderbare
Fischzug). Das „Halsstück“ zeigt in der Reihenfolge der biblischen Bücher die
Symbole für die vier Evangelisten (Löwe = Markus, Mensch = Matthäus, Stier =
Lukas, Adler = Johannes). Sie sind das vermittelnde Bindeglied zwischen
„damals“ und „heute“. Denn nur dank der Evangelien wissen wir um die Taufe Jesu
und seinen Auftrag, diese weiter zu führen. Die Kopfleiste zeigt schließlich,
was wir heute mit der Taufe verbinden. Zu sehen sind hier u.a. eine Taufkerze,
Schutzengel, eine Taube als Symbol für den Heiligen Geist und eine Weltkugel
mit Kirche als Zeichen dafür, dass alle Menschen Kinder Gottes sind und die
Taufe allen offen steht.
Der ökumenischen Gottesdienst am 10.
Juli 2011: Es hätte nicht besser
laufen können. Die Sonne zeigte sich von ihrer schönsten Seite, rund 500
Gottesdienstbesucher füllten den Dorfplatz und musikalisch boten Posaunenchor
und ökumenischer Kirchenchor ein beeindruckendes Programm.
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